Intensivwohngruppe „Trauma“
Seit über 10 Jahren begleiten wir verhaltensauffällige und/oder von Abhängigkeit bedrohte junge Menschen in unserem stationären Wohnen sowie in der Nachbetreuung und stellten fest, dass frühere traumatische Erfahrungen eine mehr oder weniger große Rolle in deren Lebensläufen spielten. In dieser Zeit entwickelte sich die Idee, eine spezialisierte Wohngruppe mit traumaspezifischer Ausrichtung einzurichten, da wir Jugendliche aufnahmen, welche eine entsprechende Einrichtung benötigt hätten.
Als im Jahr 2015, mit der Flüchtlingswelle, eine Vielzahl traumatisierte minderjährige Asylsuchende nach Deutschland kamen, erkannten wir die Notwendigkeit für diese eine geeignete Unterbringungsmöglichkeit zu schaffen. Somit konnten wir die Gegebenheiten und damit einhergehenden Bedarfe nutzen, um unsere Vision in die Tat umsetzen. Wir konzipierten und eröffneten eine traumapädagogische Intensivwohngruppe für Jugendliche aus verschiedenen Kulturkreisen.
Die spezialisierte Ausrichtung der pädagogischen Arbeit basiert auf den Erkenntnissen der Psychotraumatologie und der Bindungsforschung. Die traumaspezifische Pädagogik hat die emotionale und psychische Stabilisierung der Kinder und Jugendlichen zum Ziel, um auf dieser Grundlage langfristige Perspektiven zu entwickeln.
Das Angebot der traumapädagogischen Wohngemeinschaft richtet sich an junge Menschen u. a. mit besonderen traumatischen Erlebnissen wie Flucht, Misshandlungen und/oder Gewalt. Hier leben sechs junge Menschen im Alter von 14 bis 18 Jahren in einer Gemeinschaft zusammen.
Was unsere traumapädagogische Arbeit auszeichnet:
In der Einheit aus Haltungen, Förderansätzen und Methoden ergibt sich die Möglichkeit, jungen Menschen mit den unterschiedlichsten Problemlagen einen sicheren Ort zu bieten, an dem sie neue, hoffnungsvolle Beziehungserfahrungen erleben können, sich selbst und ihre Handlungsstrategien als früher notwendiges Überlebensmuster verstehen lernen und adäquate Perspektiven gemeinsam mit den Betreuern und Therapeuten entwickeln können.
Der Aufbau und die Kontinuität von transparenten verlässlichen Strukturen und Ritualen ist der erste Baustein für eine gelingende Hilfe und von jeher unser Ausgangspunkt in der Arbeit. Darauf aufbauend werden individuelle Ziele gemeinsam erarbeitet und im multiprofessionellen Helfersystem abgestimmt.
Eine besondere Bereicherung unseres Konzeptes stellen die Mitarbeiter aus unterschiedlichen Kulturkreisen dar.
Das Modulsystem der traumapädagogischen Arbeit:
Der Einsatz der Module bestehend aus einem Regelsatz und verschiedenen Modulen erfolgt gesteuert im Rahmen der Hilfeplanung. Jedes Modul umfasst ein reflektiertes Umsetzungskonzept auf dessen Grundlage der koordinierte Einsatz einer größeren Bandbreite von Einzelleistungen erfolgt. Die Module sind so konzipiert, dass sie eine adäquate Leistungsbasis in Ergänzung zum Regelangebot für alle jungen Menschen bieten. Module, die dem besonderen Förderbedarf des jungen Menschen entsprechen, ergänzen die Grundleistungen der Gruppe und werden im Hilfeplanverfahren individuell festgelegt. In der Regel umfassen die gewährten Hilfen den Regelsatz und 1 – 2 Module. Nur so kann eine bedarfsorientierte, flexible Ausgestaltung der individuellen Hilfen realisiert werden. Mit Hilfe der Module wird an den Inhalten und Zielen der einzelnen jungen Menschen vertiefend gearbeitet. Module werden als Einzelangebot und/oder Kleingruppenangebot durchgeführt. Dabei werden die Module von dem jeweiligen Angebot zugeordneten Fachkräften im Gruppenalltag und in gruppenübergreifenden Angeboten geleistet. Dies ermöglicht ein flexibles Agieren innerhalb notwendiger Betreuungsziele.
Im Einzelfall muss geprüft werden, ob weitere individuelle spezifische Zusatzleistungen nötig sind und entsprechend im Hilfeplan vereinbart werden.